| Findet Stadt statt? Wie kann die Lebensqualität in
                  der Stadt verbessert werden? Die Fachschaft Soziologie lud
                  Studierende aus der ganzen Schweiz zu einem Kolloquium über
                  Städte und ihre Bewohner und Bewohnerinnen ein. Stadt ist Verdichtungsraum, Ort des sozialen Wandels,
                  kulturelles und ökonomisches Zentrum und übt seit jeher auf
                  viele Menschen eine starke Faszination aus. Trotzdem kämpfen
                  viele europäische Städte mit der Abwanderung ihrer
                  Bevölkerung ins Umland. Damit verändert sich die bisherige
                  Struktur der Stadt als Lebensraum, denn die Zentren werden zu
                  blossen Arbeitsstätten, die unter der Last des Pendelverkehrs
                  leiden. Zudem sondern sich bestimmte Bevölkerungsgruppen ab,
                  nämlich diejenigen, die es sich finanziell leisten können,
                  ins Umland zu ziehen. Die Motive der abwandernden Bevölkerung
                  sind vielfältig: Laut einer Studie aus Hamburg reichen sie
                  von mehr Lebensqualität, niedrigeren Kosten bis zur Heimkehr
                  an den Ort, wo man aufgewachsen ist. Die Abwanderung aus den
                  Kernstädten wurde am Kolloquium von vielen Teilnehmenden und
                  Referierenden als ein zentrales Problem betrachtet. Um die
                  Städte als vielfältige Wohn- und Lebensräume zu erhalten,
                  muss man diesen Prozess stoppen. Darin waren sich alle einig -
                  doch wie soll dies geschehen? Mehr Lebensqualität auf dem Land? Wer sich entscheidet,
                  aufs Land zu ziehen, tut dies immer in einem Kontext - und
                  dieser könnte verändert werden. Um die Leute in der Stadt zu
                  halten, müssten diejenigen Aspekte von Lebensqualität
                  gefördert werden, die viele Menschen ausschliesslich dem Land
                  zuschreiben: Gemeinschaft, Freiraum für sich und die Familie,
                  Sicherheit. Erreicht werden kann dies nur, wenn Stadtplanung
                  und Architektur die Menschen ins Zentrum rücken, wenn sie
                  sich nicht nur auf Objekte fixieren, sondern Strukturen
                  betrachten und diese entwickeln. Anstatt nur einzelne Gebäude
                  zu planen und zu bauen, sollte man sich stets überlegen, was
                  eigentlich passiert, wenn mehrere Häuser beieinander stehen.
                  Gefragt sind kreative Ideen, die sich weniger auf Neubauten
                  konzentrieren, sondern auf phantasievolle Umnutzungen von
                  bereits Bestehendem. Damit könnte die fortschreitende
                  Ausdehnung der Stadt verhindert werden. Stadtplanung,
                  Architektur, Soziologie und weitere betroffene Disziplinen
                  sollten vermehrt zusammenarbeiten und gemeinsam nach Lösungen
                  suchen. Civic spirit Die gegenwärtigen und zukünftigen
                  Probleme unserer Städte können nur dann bewältigt werden,
                  wenn ein "civic spirit", und damit wieder Leben, in
                  den urbanen Raum einkehrt. Städterinnen und Städter sollten
                  sich politisch engagieren und sich z. B. an Initiativen zur
                  Verbesserung der städtischen Lebensqualität beteiligen. In
                  diesem Sinne gab ein Städtebauplaner den
                  Kolloquiumsteilnehmenden die Botschaft mit auf den Weg:
                  "Geht und eignet euch die Stadt an!"  
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